Modifikation des ICOM-746 für DRM

Von Bernd Ritter, DJ3OS
(alle Fotos © 2005 Bernd Ritter, DJ3OS)
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Ganz anders als in den späten vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist heute der Empfang von Rundfunksendern mit digitaler Modulation nicht einfach zu haben. Konnten vor mehr als 60 Jahren die AM-modulierten Sender hier mit einfachsten Mitteln wie Kristalldetektor oder Einröhrengeräten (0V1) empfangen werden, ist heute der Aufwand zum Empfang digitaler Aussendungen etwas höher.

Vor einiger Zeit machte der Begriff DRM die Runde. Kurz darauf wurde in dem Magazin FUNK darüber berichtet. Es handelt sich um eine neue digitale Modulationsart, die auf Mittelwelle und Kurzwelle zur Rundfunk- (auch Stereo) und Datenübertragung etabliert wird. Das "Digital Radio Mondiale" mit vorhandenen Kurzwellentransceivern zu empfangen fordert heraus.

Zunächst wurde auf einigen bis dahin bekannten Frequenzen - 1,485, 3,995 und 13,620 MHz -, SWR Kaiserslautern, Deutsche Welle und Radio Kuwait gesucht. Dabei handelt es sich um Sender, die bereits diese Modulation zur Audio- u. Datenübertragung einsetzen. Es wurden auf den jeweiligen Frequenzen mit einem ICOM-746 starke Rauschsignale festgestellt. Deren Bandbreite beträgt ca. 10 KHz in AM, ein Nachrichteninhalt konnte zunächst nicht erkannt werden.

Da zu dieser Zeit keine weiteren Informationen vorlagen, wurde die Suchmaschine GOOGLE im Internet eingesetzt.

Die Eingabe "DRM" ergab auch sofort eine Fülle von URLs wie z.B. http://www.drm.org/indexdeuz.htm

Das Ergebnis ist, dass es offensichtlich zur Zeit Möglichkeiten mit zwei verschiedenen Softwares gibt, die DRM Signale auf einen Rechner zu dekodieren.

Eine davon ist DREAM http://www.qsl.net/hb9tlk/drm/dream.htm

Weitere Informationen wurden auf der Site http://drm.sourceforge.net gefunden. Dort sind auch theoretische Abhandlungen zu dem System zu finden.

Jetzt ist das Empfangskonzept klar:
Benötigt wird ein Empfänger, ein Rechner mit Soundkarte und eine Dekodierungssoftware.
Zum Einsatz kommt hier der Kurzwellentransceiver ICOM-746 als Empfänger, ein Rechner mit WINDOWS XP und die Software DREAM V 1.1.7cvs.
DREAM verlangt ein Eingangssignal (ZF-Signal vom Empfänger) von 12 kHz als Eingabe der Soundkarte.

Da die letzte ZF des IC-746 455 kHz beträgt, muss dieses Signal auf 12 kHz heruntergemischt werden. Weiteres Suchen im Internet ergab eine Firma, die Mixer für diesen Zweck in SMD-Technik fertigt. Selbstbau auch leicht möglich: http://home.t-online.de/home/sat-service/sat/DRM/DRM.htm

Nun gilt es den Mischereingang möglichst entkoppelt mit der ZF 455 kHz im IC-746 zu verbinden. Gemäß Blockschaltbild und Schaltplan wurde ein relativ leicht zugänglicher Punkt am Poti R 761 gefunden. Im Schematic Diagram Main (1) Unit am oberen Rand zwischen Q751 und Q761 und oberhalb IC771 (Bild 1) Mit dem Oszilloskop wurde der Punkt überprüft und ein Pegel von ca. 60 mVSS, nach dem Entkopplungswiderstand am Mixer Eingang ca. 50 mVSS gemessen.
Bild 1
Die Mischerplatine wird in den IC-746 eingesetzt und an 12 Volt angeschlossen Die gewonnene ZF von 12 kHz aus dem Mischer wird über ein einfaches abgeschirmtes Kabel nach außen geführt und mit dem Eingang der Soundkarte verbunden.

Der Miniaturmixer der Fa. Sat-Service Schneider ist nur 20 x 20 x 6,5 mm groß. Hier wurde die Version ohne Quarz eingesetzt, da zunächst nicht klar war, ob das "obere" oder das "untere" Seitenband benötigt wird. Dies hängt von der Anzahl der Abwärtsmischungen im Empfänger ab. Bei dem IC-746 muss der Oszillator des Abwärtsmixers 443 kHz betragen.

Bild 2 zeigt das Diagramm des Mixers.

Bild 2
Im Falle einer falschen Seitenbandlage ist kein Hardwareumbau nötig, sondern im Evaluation-Dialog einfach die Option "Flip Spectrum" anklicken (spiegelt das ZF-Signal um die Mittenfrequenz) - danke für den Hinweis an Bernhard Albicker.

Bild 3

Bild 4
Bild 3 zeigt die Lage der kleinen Platine, untere Gehäusehalbschale entfernt. Der 12 V Anschluss (weiße Litze) erfolgt an dem 4-poligen Stecker bei "L1244" an die orange Leitung. Dort sind 13,8 V vorhanden. Eine vorhandene Lötfahne dient als Masse.

Wie aus Bild 4 zu ersehen, wird der Mixereingang über einen 470 Ohm Entkopplungswiderstand an das linke "Bein" - zur Geräteinnenseite - des Poti R 761 angelötet. AU- oder CU-Draht um die Lötkolbenspitze wickeln, wenn Lötgerät zu dick !

Nachdem alles sorgfältig kontrolliert ist, wird die Software DREAM gestartet - Bild 5 - und ein DRM-Signal am IC-746 eingestellt. Unter Fenster "VIEW - Stations Dialog" können die zur Zeit aktiven DRM-Sender und deren Sendezeiten abgerufen werden.

Bild 5
Ist der Soundkarteneingang, Mike oder Line, richtig eingestellt, ist am linken Input-Signal-Balken im Hauptfenster von DREAM der 12 kHz Ausgangspegel des Mixers zu erkennen. Mit dem Poti auf der Mixerplatine den Pegel so einstellen, dass -10 db nicht überschritten werden.

Nach kurzer Zeit werden die drei Status-"LEDs" grün. Jetzt sollte nach wenigen Sekunden aus den Lautsprechern der Soundkarte der Modulationsinhalt des DRM-Senders in Form von Musik oder Sprache hörbar werden. Ist wider Erwarten keine Modulation zu hören, muss ein "Seitenbandwechsel" des Mixeroszillators vorgenommen werden. Diese Frequenz muss dann auf 467 kHz gebracht werden.

Jetzt wird unter VIEW "Evaluation Dialog" geöffnet, Bild 6. Die Durchlasskurve im PSD erscheint. Die senkrechte Linie im Diagramm sollte auf 12 kHz stehen, eine Korrektur ist mit dem Oszillatorspulenkern auf der Mixerplatine einstellbar.

Bild 6
Dieses Beispiel zeigt den Empfang der DW auf 15,440 MHz.

Der Stationsdialog unter VIEW kann mit der Option UPDATE jederzeit aktualisiert werden. Der Rechner muss dafür bereits mit dem Internet verbunden sein.

An dieser Stelle sei ausdrücklich den Herren Volker Fischer und Alexander Kurpiers der TU Darmstadt für die Entwicklung und Nutzung der kostenfreien Software DREAM gedankt. Erlaubt dies doch auch Funkamateuren einen sehr preiswerten Einstieg in DRM.

Nach dem Entzippen der heruntergeladenen Datei DREAM.ZIP erscheint im Verzeichnis der DREAM Dateien eine Batchdatei zum Start einer Sendeoption. Diese Möglichkeit zum Senden von DRM Signalen sollten wir Funkamateure umgehend testen und nutzen.

Hier noch einige Empfangsberichte eines Digital-SWL:
Bild 7 Bild 8

Bild 9 Bild 10

Bild 11 Bild 12

Bild 13